Einer für die gewesene Zukunft - Hans Dominik

Deutschlands erfolgreichster SF-Autor – aus Zwickau.   

 

Zwickau scheint reich bedacht, was die Promidichte in alten und neueren Zeiten angeht. So ziemlich auf jedem kreativen, technischen, politischen und sportlichen Gebiet finden sich vorzeigbare Größen. Seit ungefähr 1432 lassen sich gebürtige Zwickauer mit einprägsamer Karriere und A bis F-Promistatus auftreiben. Außerdem gibt es "Ortsfremde", jedoch verdienstvolle Persönlichkeiten, die als Ehrenbürger an die Mulde einverleibt wurden. Hierzu gehört, schamvoll bemerkt, auch ein übellauniger Herr Adolf Hitler, der 1933 zum Ehrenbürger der Stadt avancierte - ein üblicher liebedienerischer bzw. angeordneter Huldigungsvorgang im Dritten Reich. Die überfällige und überaus häufige Liquidierung aus dieser Ehrentafel war und ist bewährtes und notwendiges kommunales Reinemachen der letzten Jahrzehnte in ganz Deutschland. In Zwickau gilt, nur wer lebt, kann Ehrenbürger sein. Wer tot ist, war immerhin Ehrenbürger. Sollte man den schlimmsten Verbrecher an der Menschheit da nicht doch aus der Ehrenliste der "Ehemaligen" für immer streichen?

 

Weit Überdurchschnittliches kann unsere Stadt der ganzen Welt offerieren in Person und Werk Robert Schumanns. Neben der Musik ist die Kunst mit dem Ausnahme-Maler Max Pechstein hervorragend besetzt. Und neuerdings auch mit Rosa Loy sowie Hartwig und Wolfram Eberbach. Die künstlerische Photographie ist durch den in Berlin lebenden Thomas Florschuetz auf Weltniveau vertreten. Mit Film- und Schauspielkunst können wir mit "Goldfinger" Gert Fröbe erfreulich international punkten. Im Bereich der Kultur wird es jedoch dann recht übersichtlich. Bleibt die Literatur?

 

Hätten Sie's gewusst? Der auflagenstärkste deutsche Science Fiction-Autor stammt noch immer aus Zwickau. Hans Dominik (1872 – 1945) war erfolgreicher Ingenieur und Journalist. Mit seinen phantastischen Romanen, zumeist huldigten sie deutscher Ingenieurskunst und entwarfen Plots rund um visionäre technische Erfindungen, die zumeist dazu gedacht waren, mit deutschem Know-how die Welt zu beglücken. Auch im besten humanistischen Geist wollte Dominik das Wohl der Menschheit philantropisch befördern. Entstanden sind über 40 hochspannende Romane und Erzählungen, in denen, ausgehend von bekannten naturwissenschaftlichen Errungenschaften der Zeit, utopische Szenarien weit in die Zukunft vorausgreifen.

 

Zu DDR-Zeiten war Dominik unbekannt aufgrund seiner kaum überlesbaren Deutschtümelei. Im Westen hingegen bekam fast jeder pubertierende Junge "Atomgewicht 500", das vielleicht beste Buch des Zwickauers, geschenkt. Als spannende Ferienlektüre seien seine Bücher auch heute wärmsten empfohlen. Antiquarisch dürfte dieser Science Fiction-Schatz noch zu heben sein. Es lese, wer phantastisch lesen kann.

 

 

Hans Dominik