Musik GTi

Ein Schwarzkittel ist nicht unbedingt eine Wildsau und noch lange kein Keiler im Angriffsmodus, sondern eher ein singender Gentleman knapp fortgeschritten Alters.

 

Die Schwarzkittel Five, nicht nur Zwickaus Party-Rudel par excellence, streifen schon seit 27 Jahren als "zweitbeste Band der Welt" über ungezählte Bühnen, die sechs Meister des gehobenen Medleys wühlen sich während ihrer Auftritte als respektable Rampensauen durch einen fetzigen 2-Stunden-Musik-Frohsinn. Gunnar Tichy mit Saxophon agiert dabei als schmucker Premium-Frontmann. Die Kollektiv-Choreographie, fest verankert im kollektiven bandeigenen Unbewussten, wirbelt alle Musikusse tanzend und tirilierend durcheinander – so was wie musikrhythmische Sportgymnastik im Gleichschritt und Gleichklang. Eine komplette Show, alles perfekt, alles sitzt. Das Volk hüpft auf und ab. Doch Gunnar Tichy kennt den stressigen Bandalltag in und auswendig und räumt ein, nach ihrer epochalen Jahrzehnte-Tour ein wenig müde geworden zu sein. Ziemlich nachvollziehbar, ich werde ja schon vom Schlafen müde.

 

Hellwach ist der Musikmensch, wenn er im Brotberuf zum Radiomann mutiert. Radio Zwickau, ok.

 

Multifunktionaler Heimatssender. Allzeit erklingt Mainstreammusik(zeugs), was so gerade markt- aber nicht tiefgängig angespült wird. Musik von früher ausgeblendet, Beatles – ausgeschaltet. Zielgruppe sind halt jüngste und junge Hörer und nicht Gruftis mit der Lizenz zum Zuhören. Gunnars persönliches Musikspektrum ist sicher eines der bestsortierten in der Stadt. Mit dominantem Schwerpunkt Beatles. Und klar, er geht zum Ringo-Starr-Konzert. Musik ist das eine, Nachrichten und aufmerksames Denken das zweite. Als Chefredakteur seines Senders ist er auch für ein interessantes Nachrichtenpotpourri verantwortlich. Zuerst kommt eine Sturzflut (vielfach lokaler) Meldungen auf seinen Tisch. Was ist wichtig, warum, wie lang? Und für wen? Das entscheidet G.T. Tag für Tag. Ich glaube, er macht das mit derselben Gelassenheit, die ihn auf der Bühne humorvoll, wenn nicht verschmitzt herumtollen lässt. Auch hat sein In-sich-Ruhen einen beruhigenden Side-Effekt. Manchmal, wenn ich im Galeriecafé auf jemanden warte, tönt Gunnars tiefe, sachliche Stimme aus dem Off, wenn er sonor die Nachrichten verkündet. Der singende Gunnar und der sprechende Herr Tichy. Beide spitzbübisch gut.

 

Übrigens: Nach dem Ringo-Konzert werde er, der Radiochef, dem Hörfunk in Zwickau eine Frischzellenkur verschreiben. Nur noch Beatles, tagtäglich. Und 1x zum privaten Abendschwof SK5. Das ist mal eine Ansage.