Du hast die Stimme schön

Was unterscheidet den Menschen vom Tier: Mitunter ist das Tier einfach freundlicher. Leider stammen von ihm auch die etwas weniger wohlklingenden Soundprogramme, um sich unter einander zu verängstigen, zu verständigen oder uns Kollegen ihre Stimmungen mitzuteilen. Wenn also geknarzt wird, gezischt, gebrüllt, gebellt, gegrunzt, wenn Fauchen und Keifen zu Primärbotschaften avancieren, dann können wir Menschen zielsicher genauso blöken, jedoch mit weniger spaßbringenden Absicht und Wirkung. Und sicher hat jeder in seinem Bekanntenkreis solch vier, fünf Tierstimmenimitatoren, die auch nicht wirklich sprechen können, die einfach nur rumblaffen und rumbluffen wollen. Wie anders aber meine beiden Wellensittiche, die die Hälfte des Tages putzmunter sind, fröhlich vor sich hinträllern, meistens sogar im Duett. Übrigens eine unglaubliche Stimmenvielfalt, die in jedem Moment zu ihrer leicht erkennbaren Stimmung zu passen scheint. Drum singe, wem Gesang gegeben, der Kreatur und dem Menschen.

 

Stimmliche Verlautbarung unter besonders musikalischem Einsatz der Stimmbänder und des Kehlkopfes sind mir wie den allermeisten Mitbürgern weltweit gar nicht oder nur lausig limitiert vergönnt.

 

Na ja, versucht es einer doch, nennt man ihn Solist oder Karaokeselbstabfeierer. Ein Duo gibt Duette von sich, ein Trio bringt es locker auf ein Terzett. Ein Quartett sind die Beatles. Und mehr als fünf Sänger waren entweder die Les Humphries Singers oder die mittlerweile etwas abgesungenen Fischer Chöre. Die Edwin Hawkins Singers mit ihrer Gospel-Hymne "Oh Happy Day" von 1969 könnte uns heute so guten Mutes angesichts des Bösen ringsum in Laune halten. Was auch die Comedian Harmonists fertig brächten, die aber vom Allerbösesten, das auf seine Widerkehr hofft, weggejagt wurden.

 

In gewisser Hinsicht sind Chöre für mich der ultimative, musikalisch-ästhetische Hochgenuss und auch als Troubleshooter das non plus ultra. Übers Jahr immer wieder zu erleben mit den wunderbaren Zwickauer Chören oder derzeit beim exzellenten Chorwettbewerb, der am 10.6. endet. Sehen wir von Opernchören ab, haben einige weltberühmte deutsche Chöre haben eher einen  jungenhaften Altersdurchschnitt, kommen aus Regensburg und Dresden, Halle und Aachen (oder Wien) und sind sie gar mit kosmischer Gültigkeit beglückt und beglücken uns mit der denkbar universellsten Musik, kommt der Chor aus Leipzig. Am 17.6. dürfen wir dank der Marx-Buchhandlung dem Thomanerchor in Zwickau lauschen, geleitet vom gebürtigen Zwickauer Gotthold Schwarz. Wir hören, was der Größte für das Größte – die menschliche Stimme ersonnen hat: Johann Sebastian Bach.